Rollstuhl-Basketball: Sitting Bulls am Ziel

In einem Overtime-Thriller sichern sich die Bullen den elften Meistertitel in Folge. Die Carinthian Broncos holen die Bronzemedaille.

Die Sitting Bulls jubeln über die Meisterschaft. Foto © Katja Edler / OSTENTOS MEDIA

Text: Astrid Berger

Würdiger Schlusspunkt einer atemberaubenden Serie

Die win2day Rollstuhl-Basketball-Bundesliga 2022/23 ist beendet: Im Raiffeisen Sportpark in Graz müssen die Coloplast Sitting Bulls Überstunden schieben, ehe sie den Meisterpokal in die Höhe stemmen dürfen.

RBB Flinkstones 1 - Coloplast Sitting Bulls

Schon die ersten beiden Finalspiele waren nichts für schwache Nerven. Dass noch eine Steigerung möglich ist, hat vor dem Spiel niemand erwartet. Beide Teams starten motiviert, aber auch ein wenig nervös. Die Bulls stecken die Nervosität schneller weg und punkten konstant. Beim Spielstand von 2:12 unterbricht der Coach der Stones durch ein Timeout. In Folge läuft es bei den Steirern besser - Rekanovic trifft seine Würfe wie gewohnt, die Niederösterreicher lassen einige Sitzer aus. Zur ersten Viertelpause steht es 10:15.

Im zweiten Spielabschnitt entwickelt sich ein offener Schlagabtausch. Mit 25:31 für die Sitting Bulls geht es in die Halbzeitpause.

Viertel Nummer 3 beginnt mit einer Aufholjagd der FlinkStones. Die Steirer arbeiten sich bis auf einen Punkt heran. Nach einem technischen Foul gegen Hernesz reißt ein wenig der Faden. Die Stones konzentrieren sich vor allem auf die starken Werfer der Bullen, so kommt Vrba zu zwei schönen Körben – schon steht es wieder +8 für die Sitting Bulls. Die letzten beiden Spielminuten gehören wieder den Hausherren – Edler versenkt seinen dritten Dreier in diesem Spiel. Und mit einem Fastbreak in letzter Sekunde stellt Rekanovic auf 41:44. 

Im letzten Viertel bekommen die Bullen die Chance, den Vorsprung zu erhöhen. Nach einem Foul und dem nachfolgenden technischen Foul von Rekanovic wegen Reklamierens steht Pliska für drei Freiwürfe an der Linie – kann aber keinen davon verwerten. In der 38. Minute gehen die Gastgeber erstmals in diesem Spiel unter großem Jubel des Heimpublikums in Führung. Zunächst kann Hayirli die Bulls mit sicheren Würfen in Schlagdistanz halten, dann läuft plötzlich alles nur mehr in Richtung steirischer Korb. 4:38 Minuten vor dem Ende stellt Edler auf 58:48.

3 Minuten vor Schluss begeht Rekanovic sein 5. Foul – und die Bulls rücken näher. Kurz danach muss auch Hernesz nach seinem 5. Foul das Spielfeld verlassen und kassiert ein technisches Foul gegen die Bank. Die dafür verhängten Freiwürfe verwandeln Hayirli und Wastian souverän. 37 Sekunden vor Schluss wirft Pliska den Korb zum Ausgleich.

Noch 30 Sekunden: Kuduzovic bekommt 2 Freiwürfe zugesprochen, trifft aber keinen davon.

Noch 21 Sekunden: Pliska verwirft unter dem Korb.

Noch 17 Sekunden: Edler kippt beim Angriff mit dem Rollstuhl zur Seite und greift mit den Fingerspitzen ins Out.

Noch 6 Sekunden: Pliskas Pass auf den zum Korb fahrenden Wastian kommt knapp nicht an.

Noch 2 Sekunden: der weite Pass der Stones übers Feld wird von Dogan abgefangen.

Die Mannschaften kämpfen um jeden Ball.

Es geht in die Nachspielzeit

In der Overtime lassen die Bullen nichts anbrennen. Nach zwei starken Würfen von Wastian trifft Pliska und bekommt noch einen Bonusfreiwurf, den er auch sicher versenkt. Als Edler seinen vierten Dreier trifft, schöpfen die Fans der Flinkstones noch einmal Hoffnung. Doch alle Bemühungen der Heim-Mannschaft nutzen nichts. Die Niederösterreicher lassen sich den Sieg nicht mehr nehmen. Endstand 65:71

Das ist der 11. Staatsmeistertitel in Folge für die Sitting Bulls – doch so knapp wie diesmal war es in keinem Jahr. Die Flinkstones waren ein harter und guter Gegner, und die Finalspiele waren echte Werbung für den Rollstuhlbasketballsport. Beide Teams haben bei ihren Heimspielen viele Zuschauer in die Halle gebracht. So kann es weitergehen!

Die Carinthian Broncos holen sich ihre Bronze-Medaillen ab.

Carinthian Broncos sichern sich Platz 3

Im Spiel um den dritten Platz gingen die Broncos mit einem Polster von 12 Punkten aus dem Hinspiel als großer Favorit in die Partie. Für die FlinkStones 2 wäre an diesem Nachmittag ein kleines Basketball-Wunder nötig gewesen, um den starken Kärntnern doch noch die Butter vom Brot zu nehmen. Das Wunder bleibt aber aus. Die Kärntner sind weiterhin klar die drittstärkste Kraft im heimischen Rollstuhl-Basketball. Und holen sich souverän und hochverdient den dritten Platz.

Die Bulls am Ziel

Nach dem finalen Buzzer kannte der Jubel keine Grenzen. Mag. Martin Haider von win2day überreichte Bulls-Kapitän Mehmet Hayirli feierlich den Pokal. Und dann konnte die Party losgehen. Sektflaschen wurden geköpft, Medaillen und Pokal mit reichlich Küssen bedacht.


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